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Newsletter 1/2022 | Fokus

Dieser Artikel ist Teil des EDK-Newsletters vom 2. Februar 2022

«Die Frage des Vertrauens stellt sich bei der Digitalisierung im Bildungswesen akzentuiert»

Wir alle nutzen digitale Dienste. Die wenigsten von uns sind jedoch Fachleute in Sachen Datenschutz. Um so wichtiger ist deshalb das Vertrauen in die Anbieter und deren Dienstleistungen. Welche Besonderheiten zusätzlich im Bildungswesen gelten und welche Ziele die EDK in Sachen Datenschutz hat, erklärt Marius Beerli, Beauftragter Digitalisierung EDK, im Interview. 

Blick von hinten auf fünf Kinder, die am Laptop arbeiten
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In der Digitalisierung wird derzeit viel über «Vertrauen» – oder Englisch «trust» – gesprochen. Was hat es damit auf sich?
Den Ursprung hat die Debatte um «Digital Trust» in der IT‑Sicherheit, also dem Schutz vor Cyberattacken. Zudem geht es im wirtschaftlichen Kontext generell um die Zuverlässigkeit von IT‑Dienstleistungen. Mir scheint aber, dass die Diskussion mittlerweile deutlich über diese Themen hinausgeht; sie widmet sich im Grossen und Ganzen der Frage, wie wir als Bürgerinnen und Bürger Vertrauen haben können, dass die angebotenen digitalen Produkte und Dienstleistungen von Firmen und Behörden sicher und bezüglich der Datenauswertung fair, korrekt und transparent sind. In der Schweiz war die Diskussion um die E‑ID, die im Abstimmungskampf 2020 geführt wurde, wohl exemplarisch für dieses Anliegen. Die Bevölkerung stellt hohe Ansprüche an die digitale Identität und lehnt Vorhaben ab, denen sie nicht vertraut. Solche Fragen zum «Digital Trust» kennt natürlich auch das Bildungswesen. Im Schulwesen stellen sich diese zudem akzentuiert, weil Kinder mit den digitalen Produkten arbeiten.

Welche Ziele formuliert denn die Digitalisierungsstrategie der EDK in Sachen Datenschutz?
Dem Datenschutz kommt in der Digitalisierungsstrategie der EDK eine hohe Priorität zu. Es ist ein Ziel, den Schutz der Daten zu erhöhen und für die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern, für Lernende und Lehrpersonen transparent darzulegen, ob und wie ihre Daten weiterverwendet und ausgewertet werden. Die aktuelle Diskussion rund um «Digital Trust» zeigt, dass die Definition dieser Prioritäten richtig war und dass es zentral ist, ein gutes System zum Schutz der Daten von Schülerinnen und Schülern zu entwickeln, so wie wir das mit Edulog tun. Edulog etabliert einen einfachen und sicheren Zugang für möglichst alle Programme und Apps (Lehr- und Lernmittel), die im Schulunterricht in der Schweiz verwendet werden (siehe Edulog in Kürze).

Wir stellen beim Ausrollen von Edulog fest, dass Edulog auch für andere Bereiche der Digitalisierungsstrategie sehr wichtig ist. So überprüft die Edulog-Geschäftsstelle die Services im Moment der Anbindung, insbesondere bezüglich der Daten, die beim Login-Vorgang bearbeitet werden. Dadurch entsteht ein enger Austausch mit den Tech-Firmen, welche die Programme entwickeln. Insgesamt kann durch diese ausgebauten Prüfprozesse das Vertrauen in die Digitalisierung im Bildungswesen gestärkt werden. Es ist ohnehin ausgesprochen interessant und wichtig zu verfolgen, welche Initiativen seitens der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft entstehen, um in der Digitalisierung die Transparenz für die Nutzerinnen und Nutzer zu verbessern.

Ein weiteres wichtiges Element ist das Programm zur Erarbeitung einer schweizerischen Datennutzungspolitik, an dem unsere Fachagentur Educa derzeit arbeitet. Damit werden längerfristige Grundsätze für die Datennutzung in der Schweiz erarbeitet.

Welche Rückmeldungen hat man aus den Kantonen, die Edulog eingeführt haben?
Die Rückmeldungen sind positiv. Erfreuliche Rückmeldungen erhalten wir zurzeit auch von den kantonalen Datenschützern. In einem Schreiben betonte die Konferenz der kantonalen Datenschutzbeauftragten privatim kürzlich, dass Edulog für den Datenschutz wesentliche Chancen bietet. Dies ist genau unser Ziel. Wir wollen, dass die Behandlung von Sicherheitsfragen und das Datenschutzmanagement für die Schulen, Gemeinden und Kantone einfacher zu handhaben sind. Auch wenn es noch ein Stück Arbeit ist, das System schweizweit zu etablieren. Insgesamt besteht mit Edulog aber die Möglichkeit, die teilweise etwas unüberschaubaren Entwicklungen in der Digitalisierung im Bildungswesen besser zu strukturieren. Edulog kann mehr Ordnung schaffen. Und jeder Beitritt eines Kantons trägt dazu bei, diese Ziele zu erreichen. Insofern ist es absolut sinnvoll, wenn die Kantone ihre Beitritte jetzt zügig realisieren.

Was bedeutet dies für die Zusammenarbeit der Kantone?
Generell ist eine Zusammenarbeit der Kantone in der Digitalisierung des Bildungswesens von grossem Nutzen. Kürzlich formulierte es ein Generalsekretär eines kantonalen Bildungsdepartements folgendermassen: Zusammen haben die Kantone die Chance, die Digitalisierung im Bildungswesen zu gestalten.

Am Beispiel Edulog lässt sich das gut aufzeigen: Wenn Edulog in den Kantonen und in den Schulen zum Standard wird, dann wirkt das auch auf Seiten der Anbieter (Service-Provider). Es entsteht eine Dynamik, welche die Service-Provider zur Nutzung von Edulog motiviert und die Palette der nutzbaren Applikationen wird grösser. Dabei verbessert sich auch die Verhandlungsposition von Edulog und damit der Kantone bezüglich Datenschutz und Datennutzung. Und es ergeben sich für kantonale IT-Abteilungen direkte praktische Vorteile: Je mehr Dienste über Edulog verwaltet werden, desto weniger individuelle technische Verbindungen müssen mit den Service-Providern geregelt werden und desto weniger Arbeit fällt für alle Beteiligten an.

Porträt von Marius Beerli, Beauftragter Digitalisierung der EDK
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Zur Person
Marius Beerli studierte Geschichte und Französisch an der Universität Zürich. In der Folge arbeitete er als Journalist und als Leiter Sozial- und Gesellschaftspolitik beim Schweizerischen Städteverband. Seit 2021 ist er Beauftragter Digitalisierung im Generalsekretariat der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK. Er ist unter anderem damit betraut, die Umsetzung der Digitalisierungsstrategie der EDK für das Bildungswesen voranzutreiben.

Weitere Informationen.

Kontakt
Mediendienst Generalsekretariat EDK
+41 31 309 51 11

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