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Jetzt wird geprüft – digital!

01.02.2023

Wie nutzen Schulen digitale Instrumente für Prüfungen? Marius Beerli klärt diese und weitere Fragen.

Digitale Prüfungsformate gewinnen rasch an Bedeutung. Die Kantone tauschen sich deshalb über die neusten Entwicklungen und den Handlungsbedarf aus. Ziel ist es, von Erkenntnissen und Erfahrungen zu profitieren.

Porträt von Marius Beerli, Beauftragter Digitalisierung der EDK
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Autor: Marius Beerli, Beauftragter Digitalisierung der EDK

Innerhalb eines Nachmittags einen Planentwurf für den Bau eines Hauses erstellen, mit Sensoren die Leitfähigkeit von Materialien überprüfen oder mit einer Buchhaltungssoftware die Jahresabrechnung einer Firma analysieren. Solche und ähnliche Prüfungsaufgaben sind in Berufsschulen und in den Gymnasien zunehmend möglich. Digitale Instrumente und Auswertungsverfahren bieten sich an, um «lebensnahe» Prüfungssituationen zu schaffen. Allerdings erfordert die Vorbereitung solcher Prüfungsformate pädagogische und auch technische Abklärungen, gerade auch auf Seiten der Kantone, die für die Schulen Programme und Infrastruktur beschaffen oder solche empfehlen.

Verschiedene Rollen für Fachpersonen und Kantone
Spezialisten aus den Kantonen treffen sich auf Einladung des Generalsekretariats der EDK rund einmal pro Jahr, um sich gegenseitig über die laufenden Arbeiten im Bereich digitaler Prüfungsformate zu informieren. Zusätzlich führen die Fachagenturen, Konferenzen und Kommissionen der EDK schulstufenspezifische Arbeitsgruppen und Gespräche zu diesem Thema. Die Diskussionen unter den Fachpersonen zeigen, dass die Thematik derzeit auf der Stufe der Sek II und in der Berufsbildung präsent ist. Auf Volksschulstufe hat die Durchführung von digitalen Tests noch eine eher geringe Priorität.

Die Abklärungen der Kantone betreffen unter anderem die Verwendung von Software und die entsprechenden Investitionen. Von sehr grosser Bedeutung ist zudem die Weiterbildung des Lehrpersonals. Der Kanton Luzern hat beispielsweise gezielt ein System von Referenzpersonen und «Power Usern» beim Lehrpersonal geschaffen. Also Lehrpersonen, die sich vertieft mit der Thematik auseinandersetzen und dann ihr Wissen den Berufskolleginnen und -kollegen weitergeben.

Schülerinnen und Schüler tragen eine Maske und schreiben am Computer einen Test
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Eine Frau zeigt einer jüngeren Frau etwas am Computer
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Bei Maturitäts- und Lehrabschlussprüfungen stellen sich für die Bildungsinstitutionen aufgrund deren grossen Bedeutung für die Bildungskarriere der Schülerinnen und Schüler weitere spezifische Fragen. So ist beispielsweise bei der Durchführung auf eine ausgesprochen hohe Systemstabilität zu achten. Es darf nicht passieren, dass technische Unterbrüche die Leistung beeinflussen. Zudem müssen die Eingaben und Resultate zu jeder Zeit gesichert sein. Eine zusätzliche Herausforderung stellt die Archivierung dar: Auf die Resultate und Aufgabenstellungen eines Tests muss auch Jahre nach dessen Durchführung noch zugegriffen werden können.

Neue Tools bedeuten neue Herausforderungen
Breiter Konsens herrscht in der Fachwelt darüber, dass die digitalen Ressourcen die Lehr- und die Prüfungssituationen insgesamt deutlich verändern können. Dieser Aspekt hat zuletzt insbesondere durch die Verfügbarkeit der auf künstlicher Intelligenz basierenden Textgeneratoren (u.a. ChatGPT) noch an Dringlichkeit gewonnen. Wie eingangs geschildert, ermöglichen die digitalen Instrumente grundsätzlich sehr vielseitige und praxisnahe Prüfungsumgebungen. Gerade auf Tertiärstufe ist es beispielsweise denkbar, laborähnliche Prüfungsumgebungen einzusetzen. Gleichzeitig führt die Leistungsfähigkeit der digitalen Assistenten aber auch dazu, dass deren Einsatz gezielt eingeschränkt werden muss, wenn dies zur Prüfung der jeweiligen Kompetenzen notwendig ist. Bei den automatischen Übersetzungsprogrammen und KI-Textgeneratoren ist dies augenfällig. Als Zukunftsthema taucht auch bereits das automatische Auswerten von Antworten für die Lehrpersonen bei Volltexteingaben durch KI am Horizont auf. Auch wenn der Tenor unter den Fachpersonen derzeit eindeutig ist: Die Einschätzung von geschriebenen Prüfungsantworten muss aktuell stets von einer Lehrperson verifiziert werden und kann nicht einem Computer übergeben werden.

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Text zum Thema Föderalismus in der Schweiz, geschrieben von ChatGPT

Die Diskussionen in den Austauschgremien der Kantone zeigen, dass bei den Verantwortlichen der Bildungsinstitutionen die Entwicklung einer klaren Vorstellung, wie geprüft werden soll und welche Kompetenzen bewertet werden, notwendig ist. Die Empfehlung von Fachexperten zur Lehrentwicklung und zum Prüfungsdesign lautet, dass die durchführenden Organisationen klar festlegen, wie sie Prüfungen in Zukunft gestalten wollen, bevor sie in allfällige Softwareprodukte und Infrastruktur investieren.

Möchten Sie etwas zu dem Thema sagen? Oder haben Sie generell Inputs zum Blog? Schreiben Sie uns per, wir freuen uns über Ihre Rückmeldung.

Weitere Informationen.

Kontakt

Generalsekretariat der EDK
+41 31 309 51 11

 

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