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La face cachée de la lune

28/03/2023

Stefan Wolter: «Pour mesurer la qualité de notre système éducatif, on se focalise à tort presque exclusivement sur un critère: la taille moyenne des classes.»

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Die Seite des Mondes, die man nicht sieht: Während sich die Aufmerksamkeit von Behörden, Eltern und Lehrpersonen oftmals fast ausschliesslich auf die Kennziffer der Klassengrösse richtet, geht vergessen, dass sich hinter der Klassengrösse eine viel interessantere Zahl verbirgt, und zwar jene des Betreuungsquotienten.

Porträt von Stefan Wolter
Image caption:

Gastautor*: Stefan Wolter, Leiter der Fachagentur Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF)

Die Seite des Mondes, die man nicht sieht
«The dark side of the moon»: Damit ist für einmal nicht das Album der Rockband Pink Floyd gemeint, sondern wirklich eben jene Seite des Mondes, die man nicht sieht. Während sich die Aufmerksamkeit von Behörden, Eltern und Lehrpersonen jeweils nur auf die Kennziffer der Klassengrösse richtet, geht vergessen, dass sich hinter der Klassengrösse eine viel interessantere Zahl verbirgt, nämlich jene des Betreuungsquotienten. Pro Klasse werden in der Schweiz durchschnittlich 1,25 Vollzeitlehrpersonen eingesetzt. Auf die Klassengrösse umgesetzt heisst das, dass bei einer durchschnittlichen Klassengrösse von knapp 20 «nur» 16 Schülerinnen und Schüler einer Lehrperson gegenüberstehen. Dabei noch nicht eingerechnet sind weitere Unterstützungspersonen wie Heilpädagoginnen oder Klassenassistenzen.

Wie kommt nun diese Abweichung von Klassengrösse und Betreuungsquotient zustande? Wenn Schülerinnen und Schüler beispielsweise 30 Wochenlektionen absolvieren und eine Lehrperson nur 24 Lektionen unterrichten würde, bräuchte es auch mehr als eine Lehrperson, um eine Klasse voll zu unterrichten. Dies ist aber nicht die Ursache für den tieferen Betreuungsquotienten, weil über alle Kantone gesehen eine Lehrperson sogar leicht mehr Wochenlektionen unterrichtet, als die Schülerinnen und Schüler pro Woche in Anspruch nehmen. Der bessere Betreuungsquotient ist die Folge von verschiedenen Massnahmen wie periodischem Halbklassenunterricht oder auch von Unterricht, in welchem parallel mehr als eine Lehrperson im Klassenzimmer anwesend ist und unterrichtet.

Was ist denn nun besser?
Schaut man nur auf die Klassengrösse, würden wohl fast alle denken, dass eine Klasse mit nur 16 Schülerinnen und Schülern besser betreut wird als eine Klasse mit 20, obwohl sie denselben Betreuungsquotienten haben könnten. Dann nämlich, wenn die Klasse mit 20 jeweils für spezielle Fächer an einem Tag pro Woche als Halbklasse unterrichtet wird, während die Klasse mit 16 Schülerinnen und Schülern permanent als Vollklasse einer Lehrperson gegenübersitzt. Der Mitteleinsatz pro Klasse, sowohl in Geld als auch in Zeit von Lehrpersonen, wäre derselbe und dennoch ist es unklar, welche Klasse nun in der besseren Situation wäre. Ist es besser, die Klasse überschaubar klein zu halten, damit es zu möglichst wenig störenden Interaktionen zwischen den Schülerinnen und Schülern kommt und die Lehrperson individueller auf sie eingehen kann? Oder ist es besser, viele Lerninhalte mehrheitlich in einem grösseren Klassenverband zu unterrichten und dafür für spezielle Aufgaben die Klasse in kleine Gruppen zu unterteilen, die je von einer anderen Lehrperson betreut sind? Die interessante Feststellung ist nun, dass sowohl in der internationalen Forschungsliteratur als auch in den bildungspolitischen Diskussionen die «exzessive» Fokussierung auf die magische Zahl der Klassengrösse die viel interessanteren Fragen der verschiedenen Spielmöglichkeiten der Betreuung völlig in den Hintergrund hat treten lassen. Während der Effekt von Klassengrössen auf Schülerleistungen seit Jahrzehnten erforscht wird, fristen die hier nur exemplarisch aufgelisteten Fragen zu Unrecht ein Schattendasein. Vielleicht wäre es deshalb an der Zeit, den Mond umzudrehen und die dunkle Seite hell zu erleuchten.

*Die Meinungen von Gastautoren repräsentieren nicht zwingend die Haltung der EDK.

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